Stuttgart – Das Zahnradbahngespräch kann auch mal in Botnang beginnen. Vor dem Fitnessstudio des MTV Stuttgart wartet schon Mulgheta Russom. „Gut hierher gefunden?“, will er wissen. Kein Problem. „Dann kann es ja losgehen“, sagt der bekannteste deutsche Blindenfußballer und hakt sich auf dem Weg zum Auto ein. „Die Haltung ist ganz okay, aber der Gang ist ziemlich wippend“, so analysiert Russom, der als Fitnesstrainer beim MTV arbeitet, seinen Nebenmann. „Das Hin- und Herwackeln kann man aber in den Griff kriegen“, sagt der 37-Jährige.
Mulgheta Russom scheint alles mitzubekommen, obwohl um ihn herum doch die totale Finsternis herrscht. „Ich spüre es zum Beispiel, wenn mich Leute anstarren.“ Oder wenn ihm jemand Blödsinn erzählt, wie jetzt. Nach seiner Bitte, die Klimaanlage im Auto doch bitte auszustellen, und der Erwiderung, das die doch gar nicht eingeschaltet sei, sagt er: „Doch die ist an.“ Er hat recht, wie sich herausstellt.
Und schnell stellt sich auch etwas anderes heraus: Der gebürtige Eritreer, dessen Eltern vor dem Bürgerkrieg in der Heimat mit ihren neun Kindern nach Deutschland flüchteten als er, der Zweitjüngste, vier Jahre alt war, ist direkt, selbstbewusst und sehr offen.